Leiche mit Boot

Leiche mit Boot Krimi

Ein unblutiger Krimi mit Herz, Humor und viel Lausitz-Flair - der erste Fall für Iffi Miller.

Iffi Miller hat nicht vorgehabt, in Mordfälle verwickelt zu werden – sie will eigentlich nur ihr Psychologiestudium im Fernstudium schaffen und irgendwie über die Runden kommen. Doch als sie ihren Nebenjob verliert, sorgt ihr bester Freund Tim dafür, dass sie plötzlich mitten in einem echten Kriminalfall steckt: Als Praktikantin bei der örtlichen Kriminalpolizei.

Am Ufer eines Sees wird eine Leiche unter einer Bootsplane entdeckt – und die Ermittlungen führen mitten hinein in die Welt eines Segelvereins, in dem niemand das ist, was er zu sein scheint. Falsche Spuren, seltsame Zufälle und ein Netz aus kleinen Lügen machen den Fall komplizierter, als es zunächst scheint. Gut, dass Iffi nicht nur messerscharf beobachten kann, sondern die Menschen in der Gegend kennt – und ihre Familie. Denn wenn es brenzlig wird, stehen ihr nicht nur Tim, Johannes und ihre beste Freundin Anna zur Seite, sondern auch ihre sechs Brüder nebst Anhang, die mindestens so chaotisch sind wie sie selbst und in der Gegend gut vernetzt sind.

Ein intelligenter, ruhiger Krimi mit augenzwinkernden Momenten, starken Figuren und einem Ermittlerteam, das keines sein will – aber eines wird.

Leserstimmen

  • Spannende Handlung mit interessanten Protagonisten. Immer wieder auch witzige Episoden.

    Amazon-Rezensent

  • Ein echt angenehmer Krimi – nicht zu brutal, aber trotzdem spannend. Iffi Miller ist sympathisch und der norddeutsche Humor macht richtig Spaß. Perfekt für zwischendurch!

    Amazon-Rezensent

  • Die Geschichte ist spannend und witzig geschrieben. Das Buch hat mich gut unterhalten.

    Amazon-Rezensent

Leiche mit boot Krimi

Leseprobe

Plötzlich surrte es an seinem linken Ohr. Er fuchtelte wild mit beiden Armen. Es sollte aufhören, dieses beklemmende Gefühl. Etwas Gelbes, Gestreiftes flog um ihn herum und er hatte panische Angst vor einem Stich.

Als Kind wäre er beinahe erstickt, weil er beim Bienenstichessen eine Wespe in den Mund bekommen hatte. Seine Lippe war damals so stark angeschwollen, dass kaum Platz zum Luftholen blieb. Tagelang konnte er nur mithilfe eines Strohhalms trinken und zu essen gab es dünne Suppe.

Seither war es für ihn der reinste Horror und ihm brach sofort der Angstschweiß aus, wenn es in seiner Nähe summte.

Hektisch sprang er auf. Etwas war an seinem linken Bein hochgekrabbelt und es hatte leicht gekitzelt. Sein Kopf funktionierte plötzlich nicht mehr und vor Angst ließ er das Steuer los. Hysterisch riss er sich das Handtuch vom Leib und schüttelte es zigmal über der Reling aus. Schütteln, schlagen, klopfen! Er konnte gar nicht damit aufhören und ihm wurde fast schwindlig bei dem vielen Hin und Her.

Doch dann gab es ein Geräusch und schlagartig wurde Bodo aus seiner Panik erlöst. Das Boot stoppte abrupt und er fiel fast die Treppe hinunter.

Was war das?

Er erstarrte! Ohne zu denken, schaute er sich panisch um und realisierte langsam, dass er einige Minuten nicht aufgepasst hatte.

»Mist! So ein Riesen-Mist!«, schrie er laut. Denn er begriff!

Sein Boot hatte in diesen entscheidenden paar Sekunden ein Eigenleben entwickelt und war ungebremst in Richtung Schilf gefahren.

Nun, da die Wespe weg war und Bodo den Schrecken überwunden hatte, konnte er endlich wieder denken. Er stellte leicht unter Schock den Motor ab, zog sich eine kurze Hose über den nackten, weißen Hintern und lief zur Bootsspitze. Ihm war klar, dass er auf etwas aufgelaufen sein musste, denn das knackende Geräusch verhieß nichts Gutes. Vielleicht ein Stein oder ein Ast?, schoss es ihm durch den Kopf. Er hoffte auf Glück und dass der Schaden nicht allzu groß war. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er zuletzt am Ufer nur Schilf und umgefallene Bäume gesehen.

Aber das war schon einige Minuten her. Er beugte sich weit über die Reling und sah, was ihn so unerwartet gebremst hatte.

Hier, an der entlegensten Stelle des Sees, umgeben von Schilf und knorrigen alten Bäumen, gab es einen kleinen braunen Steg.

»Was macht der denn hier?«, schimpfte er zornig. »Ausgerechnet hier muss ich hinsteuern. Warum nicht zwei Meter weiter rechts oder nur auf ein Stück Holz? Nein, wie immer gleich richtig! Wenn schon ein Unfall, dann mit Schmackes! Ich habe aber auch ein Pech«, wetterte Bodo und wurde ganz mutlos.

Von oben konnte er nichts Genaues erkennen. Deshalb stieg er die Leiter hinunter und beugte sich auf der unteren Ebene erneut über die Spitze. Nun sah er das ganze Ausmaß des Crashs. Nicht mit dem Steg war er kollidiert, sondern mit einem kleinen Boot mit grüner Plane, das daran festgemacht war.

Die Teilchen im Wasser sahen aus, als hätte man den See gepudert oder Konfetti ausgestreut. Bodo ahnte Schlimmes und ließ sich entmutigt in seinen blauen Stuhl plumpsen. Plötzlich sprang er panisch wieder auf.

»Habe ich das Boot eigentlich schon versichert?«, entfuhr es ihm hektisch. In seiner Angst wusste er es nicht mehr. Ein beklemmendes Gefühl schnürte ihm die Kehle zu und er musste sogar husten.

Er wollte etwas trinken, nahm eine Flasche Bier aus dem Kasten in der Kühlbox, fand aber nicht gleich den Flaschenöffner. Genervt ließ er sie wieder in die leere Stelle zurückfallen und sank erneut in seinen Stuhl.

»Jetzt werde ich von meinem schönen Lottogewinn auch noch dieses blöde Boot ersetzen müssen«, maulte er.

Dann stieg er die Bootsleiter bis zur Badeplattform hinunter, hüpfte ins Wasser und watete mühsam mit den Händen fuchtelnd durch das warme Nass. Es reichte ihm bis unter die Kinnspitze und er musste sich ganz schön strecken, um nichts in den Mund zu bekommen. Auf den ersten Blick konnte er nicht genau erkennen, an welcher Stelle er das Boot getroffen hatte. Alles wirkte unversehrt. Die grüne Plane saß perfekt auf dem Rumpf und es gab nirgends einen Riss oder ein Loch.

»Boah! Wie blöd! Grün ist ja auch voll praktisch so mitten im Grünen«, zeterte er und schnipste an einem der Gummis.

»Welcher Blödmann baut denn hier einen Steg? Das ist doch voll im Nirgendwo. Was will man denn hier?«

Es strengte ihn unsäglich an, sich gegen die Kraft des Wassers weiter, um das kleine Boot herum zu bewegen. Fülle war eben nicht gleich Power. Das bekam er jetzt zu spüren.

Endlich sah er es! Das Boot war am Heck beschädigt, dort wo besonders viele Splitter schwammen. Er strich vorsichtig mit der Hand über die Seitenwand und zuckte zurück. Die Schramme fühlte sich nicht sehr tief, aber gespickt mit scharfen Bruchstücken an.

Bodo überlegte kurz, sich unbemerkt davonzustehlen. Doch sein Gewissen meldete sich prompt.

»So teuer kann die Reparatur nicht werden«, murmelte er. »Die Plane sieh alt aus. Vielleicht ein Tausender? Mehr nicht! Eher sogar weniger, bei dem kleinen Einschlag. Oder zweihundert?«

Der Planen Stoff war an einer Stelle durch den Aufprall leicht zusammengeschoben worden und Bodo wollte ihn wieder geradeziehen. Als er ihn anhob, wäre er fast rückwärts ins Wasser gefallen.

Ein komisch riechender, modriger Gestank schlug ihm entgegen. Er hielt sich instinktiv die Nase zu.

Das hätte er lieber nicht getan, denn dabei wich er ein paar Schritte unkontrolliert zurück, stolperte und tauchte kurz unter. Als er auftauchte, japste er nach Luft, wie ein Karpfen. Was war das nur gewesen?

Lag da eine tote Ratte im Bootsrumpf? Den Geruch kannte er gar nicht!

Endlich hatte er wieder festen Stand. Mit einer Hand am Stoff zögerte er aber trotzdem.

»Soll ich … soll ich nicht?«, schwirrte es durch seinen Kopf.

Mit dem Zeigefinger zupfte er an einem Gummi, der die Plane am Rumpf hielt. Er überlegte ein paar Sekunden angestrengt. Aber seine Neugier siegte dann doch. Mit verzogenem Gesicht löste er schnell alle Gummis auf einer Seite, hob die Plane an und es verschlug ihm fast den Atem.

Direkt auf dem Bootsdeck lag der Arm eines Mannes. Es war der Linke, an dem eine goldene Uhr mit riesigem Ziffernblatt prangte. Die Haut war sonnengegerbt, aber kaum aufgedunsen.

War das nur ein Arm oder ein ganzer Mensch, der dort lag?, überlegte er.

Trotz seiner Angst wollte Bodo es genauer wissen. Von hier unten, unterhalb des Decks, mitten im Wasser, konnte er nicht mehr sehen. Er zögerte eine Sekunde, dann wusste er, was zu tun war. Er schwamm zurück zu seinem Boot und stieg seine Badeleiter empor. Schon auf der zweiten Stufe war er hoch genug, um in den Rumpf zu schauen. Obwohl er sah, was er vermutet hatte, pochte sein Herz wie wild bis zum Hals.

Es war kein Arm. Es war ein Mann.

Leiche mit boot Krimi Lotte Spörl

Hintergrund

Lore Ipsum